Lob – Ein Doppelmesser im Umgang mit Menschen
Wir alle lieben es, gelobt zu werden. Ein Lächeln, ein Wort der Bestätigung – es macht uns stolz, gefeiert und wertvoll. Doch was passiert, wenn wir übertrieben loben? Läuft das Lob auf Dauer schädlich? In diesem Artikel werden wir uns mit der Frage auseinandersetzen, warum Lob oft mehr schadet als hilft.
Die Psychologie des Lobes
Vor allem in der Kinder- und Jugendpsychologie wird das Konzept des Lobes als Motivator diskutiert. Kinder brauchen Bestätigung und Anerkennung, um zu wachsen und sich zu entwickeln. Ein ordentliches Lob kann dabei helfen, Selbstvertrauen aufzubauen und das Kind zu motivieren, nach oben zu streben. Doch was passiert, wenn das Lob nicht mehr auf die persönlichen Leistungen oder das eigene Potenzial gerichtet ist?
Die Psychologie des Lobes zeigt uns, dass Menschen sich oft auf das Lob konzentrieren und ihre eigene Selbstwahrnehmung daran anpassen. Wenn wir ständig gelobt werden, beginnen wir, uns auf die Bewertungen anderer zu fokussieren und unsere eigene Meinung über uns selbst zu überprüfen. Wir werden abhängig von der Anerkennung anderer und unser Selbstwertgefühl beginnt, von außen zu bestimmen.
Die Gefahren von übertriebenem Lob
Das übertriebene Lob kann sich schnell in eine Lastwandeln für die betroffene Person verwandeln. Menschen beginnen, sich als Übermenschen zu sehen und ihre eigenen Grenzen zu überschreiten. Sie erwarteten, dass sie stets erfolgreich und guter Laune werden, und werden wütend, wenn dies nicht der Fall ist.
Ein übermäßiges Lob kann auch die Selbstkritik schwächen. Menschen werden abhängig von der Anerkennung anderer, anstatt ihre eigenen Fehler zu erkennen und zu überwinden. Sie werden nicht mehr in der Lage, sich selbst zu kritisieren und ihre eigenen Mängel zu verbessern.
Die Auswirkungen auf die Beziehung
Auch die Beziehungen zwischen Menschen können durch übertriebenes Lob gestört werden. Wenn wir jemanden zu sehr loben, kann dies zu einer Abhängigkeit von unserer Anerkennung führen. Die Person wird uns nachlaufen, um unser Lob zu erhalten, und vergisst dabei ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche.
Das übertriebene Lob kann auch die Intimität in einer Beziehung untergraben. Wenn wir uns auf die Bewertungen anderer konzentrieren, werden wir unsere eigene Intimität und Verbindung zu unserer Bezugsperson aufgeben. Wir beginnen, uns auf die Anerkennung anderer zu konzentrieren, anstatt uns auf die tiefe und echte Verbindung zwischen uns zu fokussieren.
Das Beispiel der Selfies-Kultur
Die Selbstdokumentationskultur ist ein interessantes Beispiel für die Auswirkungen des übertriebenen Lobes. Menschen teilen ihre Lebenserlebnisse und -momente mit anderen auf Social-Media-Plattformen wie Instagram. Die Likes und Kommentare dienten als Form des Lobes.
Doch was ist damit passiert? Menschen haben ihre Lebenserlebnisse in eine Wartungsumgebung verwandelt. Die Menschen sind jetzt so abhängig von der Anerkennung anderer, dass sie ihre eigenen Gefühle und Erfahrungen übersehen. Sie werden ständig bestätigt, ob sie gut genug sind, gut genug aussehen oder gut genug gelebt haben. Der eigene Wert wird durch die Bewertung anderer bestimmt, anstatt durch die inneren Werte und die eigenen Erfahrungen.
Die Lösung: Gutes Lob und Selbstreflexion
Lob ist nicht schlecht per se. Ein gutes Lob ist jedoch viel wertvoller als ein übertriebenes Lob. Gutes Lob ist das, das auf den eigenen Leistungen, dem eigenen Potenzial und der eigenen persönlichen Entwicklung gerichtet ist.
Lob kann helfen, das Selbstvertrauen aufzubauen und Menschen motivierte zu machen. Doch es ist wichtig, dass das Lob nicht auf die Bewertung anderer gerichtet ist, sondern auf die eigene Selbstwahrnehmung.
Die Selbstreflexion ist dabei der Schlüssel. Wenn wir uns selbst reflektieren, erkennen wir unsere Stärken und Schwächen und verbessern unsere eigenen Mängel. Wir können unsere eigenen Errungenschaften feiern und unsere eigenen Grenzen respektieren.
Die Praxis: Wie Sie Ihr Lob angehen können
Lob zu erhalten ist nicht nur ein Gefühl, sondern eine Erfahrung im Alltag. Hier sind einige Tipps, wie Sie Ihr Lob angehen können:
- Anerkennung auf die persönlichen Leistungen fokussieren: Wenn Sie jemandem Lob zollen, achten Sie darauf, diese auf die eigenen Leistungen oder das eigene Potenzial zu richten. Vermeiden Sie es, zu viel auf die Bewertung anderer zu konzentrieren.
- Selbstreflexion: Reflektieren Sie stets selbst, bevor Sie Lob erteilen. Fragen Sie sich, ob Sie die Person, die Sie loben, wirklich unterstützen und anspornen möchten.
- Gutes Lob erteilen, aber nicht übertrieben: Lassen Sie keine Grenzen aus. Erteilen Sie Lob, wenn es sich ausmacht, aber nicht ständig. Das übertriebene Lob kann schädlich sein.
- Die Person unterstützen, anstatt zu überlaufen: Wenn Sie jemandem Lob erteilen, achten Sie darauf, nicht deren eigene Selbstwahrnehmung zu verändern. Bitten Sie die Person nicht um Ihre Bewunderung, sondern ermutigen Sie sie, ihre eigenen Ziele zu erreichen.
Zusammenfassung
Lob ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, aber wenn es übertrieben wird, kann es schädlich sein. Menschen werden abhängig von der Anerkennung anderer, ihre eigene Selbstwahrnehmung verlieren und nicht mehr in der Lage sein, sich selbst zu kritisieren und zu verbessern. Gutes Lob und die Selbstreflexion können jedoch helfen, die eigenen Leistungen und das eigene Potenzial zu verbessern.
Verwenden Sie das lob als Motivator, nicht als Last. Loben Sie das, was Menschen wertvoll macht, nicht das, was sie glauben macht.