TITEL: Die Geschichte der Rezeption von Shakespeare in Deutschland
Wenngleich William Shakespeare längst zu den bekanntesten und einflussreichsten Autoren der Weltliteratur gehört, war es nicht immer so. In Deutschland spielte die Geschichte der Rezeption seines Werkes eine besondere Rolle bei der Gestaltung der literarischen Landschaft des Landes.
Die Frühzeit (18. Jahrhundert)
Die frühzeitige Rezeption der Werke des englischen Dramatikers in Deutschland war nicht unkompliziert. Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts begannen Shakespeare-Lexika zu erscheinen. Doch es dauerte noch einige Jahrzehnte, bis er auch als Theaterauteur anerkannt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen in Deutschland einige Autoren, sich für Shakespeares Werke zu begeistern. Dies galt insbesondere für Friedrich Schiller, der in seinen Briefen und Schriften oft auf den englischen Dramatiker anspielte.
Trotzdem gab es in Deutschland auch Kritiker der Werke Shakespeares. So etwa der Dramatiker und Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing, der Shakespeares Tragödien als "barbarisch" bezeichnete. Lessing war jedoch auch ein großer Befürworter der Theaterkunst und des deutschen Stücks.
Die Romantik (19. Jahrhundert)
Während der Romantik in Deutschland begann eine neue Phase der Rezeption von Shakespeares Werken einzusetzen. Die Romantiker sahen in dem englischen Dramatiker einen Künstler, der die Seelenwelt und die Natur mit einer Tiefe erforschte, die bis dahin noch nicht erreicht war. Dies führte zu einer Welle von Übersetzungen und Bearbeitungen seiner Werke.
Ein wichtiger Vertreter der Romantik, Ludwig Tieck, schrieb mehrere Shakespeare-Variationen und Übersetzungen. Tieck sah in dem englischen Dramatiker einen Künstler, der die Seele der Natur und die menschliche Seele verstand.
Andererseits gab es in dieser Zeit auch Kritische Stimmen über Shakespeare. Der deutsche Schriftsteller und Kritiker Johann Georg Heinrich Schneider bezeichnete die Werke Shakespeares als "barbarisch und unzivilisiert". Diese Kritik führte auch zu einer Diskussion über die Zivilisiertheit und Kulturlosigkeit Englands im Vergleich zu Deutschland.
Der Biedermeier (1840-1860)
Die Phase des Biedermeier in Deutschland war geprägt von einer zunehmenden Rationalisierung und einer Verwischung der künstlerischen Grenzen zwischen Theater und Literatur. Shakespeare war in dieser Zeit ein unbestrittener Meister, dessen Werke unabhängig von ihren Themen für ihre dichte Stilkunst und ihre psychologische Tiefe geachtet wurden.
In der Literatur zeigte sich dieser Biedermeier-Charakter, indem die Autoren Shakespeares Werke in ihre Werke integrierten. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Komödie "Hänschen und Hettchen" des Schriftstellers Ludwig Eichhorn. Dieser Text bezieht sich auf eine Komödie des englischen Dramatikers, die in einer romantischen Form verfasst wurde.
Der Biedermeier-Stil beeinflusste die Rezeption Shakespeares im 19. Jahrhundert auch durch das Theater. In diesem Zeitraum wurden Shakespeare-Variationen und Anleihen in den Werken deutscher Dramatiker wie z. B. Franz Grillparzer und Friedrich Hebbel, populär.
Der Realismus (1870-1910)
Mit der Herausbildung des deutschen Realismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts veränderte sich auch die Rezeption von Shakespeares Werken. Die Autoren des Realismus suchten nach Realitäten in der Welt und nicht in einem Traum. Ein Beispiel hierfür ist die Komödie "Die Schatzgräber" des Dramatikers Wilhelm Hauff, der Shakespeare-Elemente in sein Werk einbaute.
In dieser Zeit waren die literarischen Werke und Theaterstücke zunehmend von dem Wunsch geprägt, nach Wahrheit zu suchen und die Wirklichkeit zu erforschen. Daher wurden Shakespeares Werke oft mit einer Neigung zur Ironie, zum Sarkasmus und zum Realismus interpretiert, die oft mit humorvollen Darstellungen verbunden war.
Der Expressionismus (1910-1930)
Im Expressionismus, der von 1910 bis 1930 eine dominante Strömung in der deutschen Literatur und bildenden Kunst darstellte, fand Shakespeares Werk in einem neuen Licht. Die Expressionisten sahen in Shakespeares Werken eine Möglichkeit, die menschliche Seele und die Seelenwelt zu erforschen.
Die expressionistischen Maler wie z. B. Lovis Corinth und Oskar Kokoschka malten auch Shakespeare-Themen auf die Bühne. Die Dichter und Dramatiker dieser Epoche wie z. B. Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky ließen sich von Shakespeares Werken inspirieren.
Ein Beispiel des Expressionismus ist die Komödie "Dantons Tod" des Dramatikers Georg Büchner, der Shakespeare-Einflüsse in sein Werk einbaute und es so zu einem Meisterwerk avancierte.
Der Nationalsozialismus (1933-1945)
Während des Nationalsozialismus wurde der Einfluss von Shakespeares Werken in Deutschland zurückgedrängt. Die nationalsozialistische Ideologie sah in der deutschen Kultur, Kunst und Literatur eine höhere Zivilisation als die englische oder amerikanische.
Der nationalsozialistische Regime verbot viele Werke des englischen Dramatikers, um eine ideologische Kultur zu fördern. Die Werke Shakespeares wurden als "unterentwickelt" und "barbarisch" bezeichnet. Dies führte auch zur Einweisung des deutschen Shakespeare-Übersetzers Ludwig Schmid in das KZ Dachau.
Nachkriegszeit (1945-1989)
Die Nachkriegszeit war geprägt von der Wiederherstellung und Restauration des deutschen Kulturbetriebes. Shakespeare wurde nun wieder als ein bedeutender Kulturerbe angesehen. Seine Werke wurden im Theater und bei Konzerten mehrfach aufgeführt.
Ein prominentes Beispiel für die Shakespeare-Rezeption in dieser Zeit ist die Aufführung von "Hamlet" im Bayerischen Staatsschauspiel. Dies wurde von dem Theaterregisseur Peter Zadek inszeniert, der die Aufführung zum Erfolg führte. In der literarischen Welt führte die Shakespeare-Rezeption zu einer Welle von Übersetzungen, Bearbeitungen und Neuinterpretationen seiner Werke.
Heute
Heute gilt Shakespeare als einer der größten Literaten überhaupt. Seine Werke werden weltweit aufgeführt und sind ein Teil des Weltkulturerbes. Die Rezeptionsphasen Shakespeares in Deutschland spiegelt seine Entwicklung als Autoren und Künstler wider.
Die deutsche Shakespeare-Rezeption zeigt auch, wie sich die Landschaft des deutschen Stücks und der Theaterkunst im Laufe der Zeit verändert hat. Shakespeare war immer ein wichtiger Faktor bei der Gestaltung der literarischen Landschaft Deutschlands und blieb es bis heute.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Rezeption von Shakespeares Werken in Deutschland eine wechselvolle Geschichte ist, die von der Frühzeit des 18. Jahrhunderts bis ins heutige Zeitalter führt. Shakespeare blieb immer ein wichtiger Faktor bei der Gestaltung der literarischen Landschaft Deutschlands und blieb es bis heute.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Rezeption von Shakespeares Werken in Deutschland ist eine wechselvolle Geschichte, die von der Frühzeit des 18. Jahrhunderts bis ins heutige Zeitalter führt. Shakespeare blieb immer ein wichtiger Faktor bei der Gestaltung der literarischen Landschaft Deutschlands und blieb es bis heute.
Die deutsche Shakespeare-Rezeption zeigt auch, wie sich die Landschaft des deutschen Stücks und der Theaterkunst im Laufe der Zeit verändert hat. Von der Romantik über den Realismus bis zum Expressionismus spielte Shakespeare in Deutschland immer eine wichtige Rolle.
Heute gilt Shakespeare als einer der größten Literaten überhaupt. Seine Werke werden weltweit aufgeführt und sind ein Teil des Weltkulturerbes.
Die Rezeption von Shakespeares Werken in Deutschland ist ein lebendiges und ständig sich veränderndes Phänomen. Sie zeigt, wie sich die literarische Landschaft Deutschlands im Laufe der Zeit verändert hat und wie Shakespeare immer wieder für die Entwicklung der deutschen Dichtkunst und Theaterkunst Pate stand.
ZEITRÄUME UND FAKTEN
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- Jahrhundert: Shakespeare-Lexika erscheinen, Shakespeare-Aufführungen in Deutschland
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- Jahrhundert: Romantik, Shakespeare-Variationen und Anleihen
- 1840-1860: Biedermeier, Shakespeare wird ein unbestrittener Meister
- 1870-1910: Realismus, Shakespeare-Einflüsse in den Werken deutscher Dramatiker
- 1910-1930: Expressionismus, Shakespeare-Themen auf die Bühne
- 1933-1945: Nationalsozialismus, Verbot von Shakespeares Werken
- 1945-1989: Nachkriegszeit, Wiederherstellung des deutschen Kulturbetriebes
- Heute: Shakespeare gilt als einer der größten Literaten überhaupt, seine Werke werden weltweit aufgeführt
BIBLIOGRAFIE
- Friedrich Schiller: Briefe und Schriften
- Gotthold Ephraim Lessing: Briefe und Schriften
- Ludwig Tieck: Shakespeare-Variationen und Übersetzungen
- Johann Georg Heinrich Schneider: Kritik an Shakespeares Werken
- Ludwig Eichhorn: Komödie "Hänschen und Hettchen"
- Wilhelm Hauff: Komödie "Die Schatzgräber"
- Georg Büchner: Komödie "Dantons Tod"
- Peter Zadek: Aufführung von "Hamlet" im Bayerischen Staatsschauspiel
ANHÄNGIGE
- Liste von Shakespeares Werken
- Liste von deutschen Shakespeare-Übersetzern und Dramatikern
- Liste von Shakespeare-Aufführungen auf der Bühne und im Kino