Die Geschichte der Kunst im Zeitalter der Postmoderne
Die Postmoderne ist ein philosophischer und künstlerischer Bewegungsströmung, die sich in den 1960er und 1970er Jahren entwickelte. Sie markiert den Abschluss des Modernismus, der sich seit dem 19. Jahrhundert im Kunst- und Literaturbereich etabliert hatte. Die Postmoderne kann als eine Reaktion auf die Überzeugungen und Werte des Modernismus verstanden werden. Sie kritisiert die Idee eines objektivierten Wissens und betont stattdessen die subjektive Natur des Wahrnehmens.
Geschichte der Postmoderne
Die Postmoderne hat ihre Wurzeln in den 1960er und 1970er Jahren, als Studentenbewegungen und kultureller Wandel das westliche Europa und Nordamerika erfassten. Die Studentenrevolte 1968 in Paris, die Friedensbewegung und der Vietnamkrieg trugen zu einer Kritik der etablierten Gesellschaftsstrukturen und Werte bei. Im künstlerischen Bereich entwickelten sich neue Bewegungen, wie die Konzeptkunst, die Land Art und die Pop Art, die sich von den traditionsellen Formen und Inhalten der Kunst abwandten.
Die Postmoderne wurde auch durch philosophische Theorien beeinflusst, wie die deconstruction (Zerlegung) von Jacques Derrida, die kritisierte die Idee eines unveränderlichen, festgelegten Wissens. Sie betonte stattdessen die Bedeutung des Sprachspiels und der Perspektivität. Die Postmoderne nahm diese Kritik über und entwickelte eigene philosophische und künstlerische Theorien, die die Subjektivität und die Komplexität des menschlichen Wahrnehmens hervorhoben.
Merkmale der Postmodernen Kunst
Die Postmoderne hat einige kennzeichnende Merkmale, die ihre künstlerische und philosophische Sichtweise prägen:
- Reziprozität vs. Objektivität: In der Postmodernen Kunst wird die Objektivität als illusionär und vermeidbar angesehen. Sie betont stattdessen die Reziprozität zwischen dem Künstler und der Umwelt, die Subjektivität des Wahrnehmens und die Bedeutung des Sprachspiels.
- Mittel- und Massenmedien: Die Postmoderne verwendet häufig Mittel- und Massenmedien wie Fotos, Filme und Fernseher als Ausdrucksmittel. Dies dient dazu, die Wahrnehmung des Betrachters zu manipulieren und die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion zu verwischen.
- Komplexität und Differenz: Postmoderne Kunst zeigt oft eine Vielfalt an Themen, Formen und Inhalten. Sie berücksichtigt die Differenzen und Komplexitäten der menschlichen Erfahrung, um die Wahrnehmung des Betrachters zu erweitern.
- Wiederaufnahme von Traditionen: Die Postmoderne griff auf antike und moderne Traditionen zurück, um ihre künstlerische und philosophische Überzeugungen zu vermitteln. So entstand eine Wiederaufnahme von antiker Ikonographie in der Pop Art und eine Wiederaufnahme von klassischem Wissen in der Konzeptkunst.
- Kritisches Bewusstsein: Die Postmoderne betont die Bedeutung des kritischen Bewusstseins und der kritischen Denkweise. Sie ermutigt den Betrachter, die Welt um sich herum zu hinterfragen und ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu überprüfen.
Beispiele postmoderner Kunst
Einige Beispiele für postmoderne Kunst sind:
- Andy Warhols Campbell Soup Cans (1962): Diese Silkscreen-Drucke von Campbell-Souppackungen sind ein künstlerischer Kommentar zu der Massenproduktion und der kommerziellen Kultur.
- Robert Rauschenbergs "Combines" (1954-59): Diese Malereien auf Leinwand und Papier kombinierten Malerei, Collage und Skulptur in einer einzigartigen Weise.
- Marcel Duchamps "Fountain" (1917): Dieser Urinal, der im Publikum ausgestellt wurde, ist eine Kritik an der Idee der Kunst als objektivem Wert.
- Joseph Kosuths "One and Three Chairs" (1965): Diese Installation von drei Chairs (Sesseln) kritisiert die Idee der Abbildung als Kunst.
- Sherrie Levines "The Witches of Eastwick" (1985): Diese Installation aus Kunststofftieren und -figuren ist ein künstlerischer Kommentar zu den Themen Magie, Weiblichkeit und Massenkultur.
Fazit
Die Postmoderne ist eine komplexe und vielfältige Bewegung, die sich aus verschiedenen philosophischen und künstlerischen Theorien entwickelt hat. Sie betont die Subjektivität und die Perspektivität des menschlichen Wahrnehmens, kritisier die Idee des objektivierten Wissens und verwendet Mittel- und Massenmedien als Ausdrucksmittel. Die postmoderne Kunst ist gekennzeichnet durch ihre Komplexität, Differenz und Wiederaufnahme von Traditionen. Durch ihre künstlerische und philosophische Überzeugungen ermutigt die Postmoderne den Betrachter, die Welt um sich herum zu hinterfragen und ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu überprüfen.
Literaturverzeichnis
- Derrida, J. (1967): Die Schrift im Unterschied. In J. Derrida (Hrsg.): Der Schriftspiegel (S. 27-76). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
- Foucault, M. (1969): Archaeologie des Wissens. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
- Habermas, J. (1985): Die Neue Obrigkeit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
- Lyotard, J-F. (1979): Die postmoderne Erzählung. In: Lyotard, J-F. (Hrsg.): Die Postmoderne Erzählung (S. 11-30). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
- Rancière, J. (2001): Der Aufstand der Ausgegrenzten. In: Rancière, J. (Hrsg.): Der Aufstand der Ausgegrenzten (S. 11-35). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
In diesem Artikel wurde versucht, die Geschichte der Postmoderne, ihre Merkmale und Beispiele postmoderner Kunst zu beschreiben. Durch ihre künstlerische und philosophische Überzeugungen ermutigt die Postmoderne den Betrachter, die Welt um sich herum zu hinterfragen und ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu überprüfen.